Im Interview mit Ralf Wenzel, Inhaber von WW Organisations- & Personalentwicklung,  fallen vor allem zwei Begriffe des Öfteren: Spaß und Freude. Wie aus seiner Motivation, ein besserer Mentor für BMW-VerkäuferInnen zu werden, eine zweite Karriere wurde und wieso er kein Interesse daran hat, aus seinen TeilnehmerInnen leuchtende und hoch fliegende Sternschnuppen zu machen, berichtet er hier.

Wofür steht WW-Training in 2 bis 3 Sätzen erklärt?

Ich möchte Menschen und deren Potentiale mit viel Freude weiterentwickeln. WW-Training steht in erster Linie für hohe Lehrmotivation, die daher kommt, dass unsere TeilnehmerInnen in einen sehr guten Zustand versetzt werden. Dieser Zustand wird durch Neugier auf ein Ergebnis und durch gute Laune erreicht. Je höher die Leistungsbereitschaft, die Dinge zu verstehen und Änderungen einzuführen, desto besser funktioniert mein Job und desto mehr Spaß macht Training.

Welche Berufsbezeichnung trifft am besten auf dich zu?

Ich bin Trainer und Unternehmensentwickler. Am meisten erfüllt mich in meinem Beruf, wenn ich beobachten kann, dass Menschen die Themen aus meinen Trainings mitnehmen, umsetzen und dadurch besser werden – mehr Zeit haben, mehr Geld verdienen und Abkürzungen nehmen. „Menschenentwickler“ trifft es auch.

Wie kam es zu Idee W&W bzw. WW-Training zu gründen?

Da gibt es einen ziemlich großen Umweg, der 1998 begann. Ich wollte mich im Punkto „Umgang mit Menschen“ selbst weiterentwickeln. Gemeinsam mit Oliver Weißer habe ich eine Trainer-Ausbildung gestartet. Da diese sehr teuer war, haben wir die Firma gegründet – um die Mehrwertsteuer zu retten. So entstand Weißer & Wenzel mehr aus Verzweiflung und Angst vor dem Finanzamt, als mit der Absicht Unternehmensentwickler zu werden. Vor einigen Jahren haben sich dann unsere Wege getrennt und wir haben unterschiedliche Schwerpunkte gelegt. Aus alter Verbundenheit haben wir beide unsere neuen Firmen mit „WW“ beginnen lassen – so entstand WW-Training.

Und wie wurde letztendlich aus der Idee dich selbst weiterzuentwickeln eine ganze Selbstständigkeit?

Wie so oft im Leben entstand diese eben nicht durch konkrete Planung und taffe Projektpläne, sondern aus Väterchen Zufall. Die Trainerausbildung war fertig und natürlich hatte ich auch Lust, mal ein Training zu machen. Das war ziemlich schlecht, aber sehr adrenalinreich. Naja und weil wir wussten, dass das nicht gut war, wollten wir noch eins machen  – weniger aus der Idee raus Trainer zu werden, sondern um die Dinge, die wir gelernt hatten, umzusetzen. Die ersten Aufträge kamen aus der Familie, aber dann kamen immer mehr Aufträge von außen. Das ging dann vier, fünf Jahre so bis Oliver letztlich 2003 zu mir sagte: „Entweder kommst du jetzt in Vollzeit ins Training oder wir müssen Personal einstellen.“ Da ich meinen vorherigen Job zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Jahre gemacht hatte und auch große Lust auf Veränderung hatte, habe ich mich dann dazu entschlossen, hauptberuflich Trainer zu werden. Ich habe einfach irgendwann festgestellt, wie toll das ist, plötzlich nicht mehr selbst 100 Autos im Jahr zu verkaufen, sondern Menschen zu befähigen und damit 1000 oder 5000 Einheiten für BMW zu machen. Der längere Hebel und der Umgang mit Menschen haben mir einfach viel mehr Spaß gemacht.

Kann man also sagen, dass es euer Erfolgsrezept war, nicht in erster Linie auf ein funktionierendes Geschäftsmodell und Profit aus zu sein, sondern sich selbst weiterzuentwickeln und das Gelernte anzuwenden und zu verbessern?

Ganz genau, meine Motivation mich weiterzuentwickeln stammte daher, dass es bei BMW ein Mentoren-Programm für Junioren gab. Ich wollte meine Rolle als Mentor einfach nur besser machen und um das umzusetzen, bot es sich an, Erwachsenenpädagogik in die Anwendung zu bringen. Dann zu beobachten, wie die Leute Spaß daran hatten von uns zu lernen, war der große Turbolader. Es hat mich bewegt, dass sich Leute bedankt haben und wochenlang noch E-Mails kamen. Diese Wertschätzung hat mir viel gegeben und hat mir auch gezeigt, dass das, was wir machen, eine gute Sache ist.

Und was würdest du aktuell als deinen Treiber für deinen Job bezeichnen?

Im Grunde hat sich das nicht verändert. Der Umgang mit Menschen. Ich treffe häufig neue Gruppen beziehungsweise neue Menschen, die mir zu Beginn skeptisch gegenüberstehen. Und genau diese Menschen zeigen mir dann die gleiche Dankbarkeit, wenn sie aus dem Seminar beziehungsweise aus dem Coaching rausgehen, wie ich sie zu Beginn meiner Karriere als Trainer erlebt habe. Sie sind sortierter, motivierter beziehungsweise inspirierter die Dinge anders – besser – zu machen. Daraus ziehe ich die Motivation für mich selbst und meinen Job.

Welche Fragen sollten sich deiner Meinung nach jemand stellen, der – ähnlich wie du vor 20 Jahren – Lust hat sich selbstständig zu machen und Menschen zu beraten?

In erster Linie kann ich der Person nur eine starke Frau beziehungsweise einen starken Partner an seiner Seite wünschen, so wie ich es stets hatte. Um ehrlich zu sein, war ich gar nicht so mutig, sondern hatte jemanden an meiner Seite, der mich gefragt hat: „Worauf hast du denn mehr Lust?„. Hör‘ auf deinen Bauch und hab‘ ein Rückrat. Wenn man sich beruflich verändert, birgt das viele Unsicherheiten. Dafür braucht es in erster Linie ein stabiles Umfeld, das diesen Schritt leichter macht. Sei mutig und vertraue deiner Intuition. Menschen entwickeln, ist das schönste, was ich mir vorstellen kann.

Ralf Wenzel ist überzeugt: Ohne den Rückhalt der Familie und echter Leidenschaft für das Thema Erwachsenenbildung hätte er den erfolgreichen Sprung in die Selbstständigkeit nicht geschafft.

Auch wenn du dir heute nichts anderes mehr vorstellen kannst, klingt das nicht nach einem typischen Kindheitstraum. Was wolltest du früher werden?

Die aller erste Idee war zur Feuerwehr zu gehen – dieses Heldentum und einem Helm tragen, hat mich sehr bewegt. Ich habe meine späte Jugend in der Nähe einer Feuerwehrwache verbracht. Dort gab es eine Ausbildungsstelle und ich konnte sehen, wie sie trainiert und geübt haben. Diese Leute, die ihr eigenes Leben für andere riskiert haben, waren für mich Helden. Ich habe es dann auch tatsächlich versucht bei der Feuerwehr anzufangen. Die Aufnahmeprüfung hat mich dann allerdings eines Besseren belehrt. Weshalb ich durchgefallen bin, bleibt allerdings mein kleines Geheimnis. Dafür habe ich heute dieselbe Aufgabe, wie die, die ich mir damals bei der Feuerwehr gewünscht habe, nämlich Menschen zu helfen. Die Feuerwehr hilft Menschen in Not und ich helfe Menschen ihre eigenen Potentiale, also Ressourcen, die sie eh schon in sich tragen, besser zu entfalten und effizienter einzusetzen.

Für welche Werte stehst du?

Be yourself – sei authentisch. Nutze deine Ressourcen und entwickle das, was du weißt und gerne magst.

Wenn der Slogan von BMW „Freude am Fahren“ lautet, dann lautet wohl meiner „Freude am Lernen“.

Mein Ziel ist es, dass die Leute eine gute Zeit und Spaß am Lernen haben und das so authentisch wie möglich – also im Rahmen ihrer Ressourcen.

Wie können die Lernenden, also meistens VerkäuferInnen am Anfang ihrer Karriere, bei dir im Training punkten?

Was schon einmal nicht funktioniert, ist die Frage zu Seminarbeginn: „Wann machen wir denn heute Schluss?“ Es ist sicherlich die Motivation der TeilnehmerInnen, die man spüren kann. Es gibt einfach Menschen, die haben Lust zu lernen und sich zu entwickeln. Sie freuen sich auf neue Wege und haben Interesse an Inspiration und anderen Menschen und gehen dafür auch aus ihrer Comfort-Zone heraus. Es macht mir einfach Spaß, wenn ich so ein großes Engagement sehe und dann auch beobachten kann, wie sie dieses Thema in die Umsetzung bringen. Sie punkten nicht damit, dass sie schnell viel Geld verdienen, sondern dass sie über einen längeren Zeitraum das Große und Ganze entwickeln. Damit meine ich, dass sie ihre beruflichen Kompetenzen entwickeln und dabei gesund und ausbalanciert bleiben – also z.B. eine Familie gründen, Hobbies, Kultur oder Religion nachgehen.

Was war bisher dein spannendster Auftrag?

Als BMW vor einigen Jahren fast gerüchtemäßig kommuniziert hat, dass  sie einen Product Genius bringen werden, also jemanden, der KundInnen berät aber nicht verkaufen darf, wusste ich als pensionierter Verkäufer, dass das ein Thema ist, das gegen die Wand fährt. Dass es ein Thema ist, dass weder Zukunft hat noch Sinn. Heute darf ich für BMW, gemeinsam mit Oliver Weißer, die Product Genius‘ ausbilden und treffe dort immer wieder auf Menschen, die aus so unterschiedlichen Richtungen kommen. Einige sind produkttechnisch sehr gut ausgebildet, andere sind von ihrer Sozialkompetenz her weit entwickelt. Die Herausforderung für mich ist es dann, diese heterogenen Gruppe zum Erfolg zu führen. Es macht mir dann aber auch viel Freude zu hören, wie positiv ihre Vorgesetzten über sie reden. Und wie, gegen meine ursprüngliche Überzeugung, weiß ich heute, dass es die Zukunft ist, Menschen ohne Abschlussdruck zu beraten. Aus diesem Grund ist das Projekt, dass ich aktuell besonders mag.

Wieso hältst du das Konzept „Beraten ohne Abschlussdruck“ für die Zukunft?

Ich glaube, das Kaufverhalten hat sich in den letzten 5 bis 10 Jahren sehr stark verändert. Das sehe ich daran, wenn sich Amazon auf meinem PC meldet und fragt, ob sie mir neue Druckerpatronen schicken sollen oder wenn meine Frau, die das ipad ziemlich bekloppt fand, dieses Gerät heute ziemlich engagiert benutzt und zum täglichen Einkaufen benutzt. Dieses Konsumverhalten beobachte ich an mir, an meinem Umfeld und natürlich auch an Konsumgütern, wie Autos oder teurer Kleidung, die früher nur in exklusiven Verkaufsräumen mit extrovertierter Beratung möglich war. Das ist heute auch über das Internet möglich. Und dennoch kann jemand, der nicht auf das Thema spezialisiert ist, zur Zeit noch kein Fahrzeug konfigurieren. Das benötigt Beratung. Auf der einen Seite sind VerkäuferInnen natürlich immer retail-getrieben und somit nicht immer beliebt und auf der anderen Seite wünsche wir uns doch gerade von so großen Marken, dass wir gut beraten werden und Menschen Zeit für uns haben. Das können die Product Genius‘ sehr gut und ich wünsche mir auch für mein eigenes Konsumverhalten, dass sich die Leute Zeit nehmen und mich gut beraten und dass der Gedanke „Product Genius“ – von Apple gestartet – weiter getragen wird.

Welche Pläne hast du für deine eigene Zukunft?

Es wird um das Thema leistungsorientiert Beraten und Verkaufen gehen und dabei den Gesundheitsaspekt nicht aus den Augen zu verlieren. Ich bin der Meinung, dass wir alle aktuell in eine große Falle laufen, wenn es um das Thema psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz geht. Vor allem beobachte ich das diese in Call-Centern und am Point-of-Sale besonders stark zunehmen. Ich möchte diese Thematik verstärkt in mein Beratungskonzept mit aufnehmen bzw. ausbauen. Dafür brauche ich selbst mehr Kompetenz und entwickle mich aktuell weiter.

Mein Ziel ist es nicht, Menschen zu Sternschnuppen zu entwickeln, die sehr hoch fliegen, hell aufleuchten und danach verbrennen, sondern zu gesunden, kontinuierlichen, ausbalancierten LeistungsträgerInnen.

Das fließt bereits seit zwei Jahren in meine Seminare ein und wird künftig noch stärker unterstützt. Es geht darum herauszukriegen, was jedem/ jeder Einzelnen liegt und was nicht und welcher Weg sich gut anfühlt. In ein und demselben Job kann man unterschiedliche Wege gehen, um an sein Ziel zu kommen.

Und abschließend: Welche Frage würdest du Donald Trump als erstes stellen, wenn er ein Coaching bei dir buchen würde?

Meine eigene Ethik würde es mir verbieten jemanden wie Trump zu coachen. Ich habe auf meinem eigenen Weg auch KundInnen abgelehnt, die von ihren Zielen oder ihrer Art und Weise vorzugehen, wenig zu mir passen. Allerdings wäre so eine Frage auch eine einmalige Möglichkeit Herrn Trump in die Reflektion zu schicken, von daher wäre es wohl: „Was haben Sie gegen Menschen, Herr Trump?“