1. Hat Coaching nicht etwas mit Sport zu tun?

Ja, das stimmt. Coaching (engl. coach = Kutscher) hat seinen Ursprung im Spitzensport. Ein Coach, zu Deutsch Kutscher, ist eine Person, die eine andere Person/ eine Gruppe zum Ziel begleitet. Mit Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Bezeichnung des Coachs im Leistungssport. Eine Person, die Spitzensportler vor allem mental auf Wettkämpfe vorbereitete, wurde als Coach bezeichnet und unterscheidet sich damit von einem Trainer, der (auch) für die physische Entwicklung des Sportlers zuständig ist. Die Bezeichnung des Coachs setzte sich dann später auch in der Wirtschaft im Rahmen der Beratung und Betreuung von Leistungsträgern, wie Managern und Personalverantwortlichen, durch.

2. Ist Coaching nicht nur Scharlatanerie und Geldmacherei?

Anders als der Begriff Psychologe oder Psychotherapeut, ist der Coaching-Begriff nicht geschützt. Das bedeutet, dass sich jeder als Coach bezeichnen und Coaching anbieten darf. Gecoacht wird heute jeder (Singles, Ehepartner, Eltern,…) und alles (astrologisches Coaching, Zen-Coaching, …). Tatsächlich setzt Coaching aber sowohl fachliche Qualifikationen, fundiertes Wissen u.a. in den Bereichen Psychologie, Betriebswirtschaft und Consulting sowie psychosoziale Kompetenzen voraus und impliziert damit langjährige Erfahrung. Coaching richtet sich in erster Linie an Führungskräfte, Personen mit Management-Aufgaben bzw. hoher Verantwortung, ist aber mittlerweile auf allen Hierarchieebenen vertreten.

3. Ist Coaching nicht ein Zeichen für Schwäche und Unsicherheit?

Nein, im Gegenteil. Wie eben schon angesprochen, richtet sich ein Coaching häufig an Personen mit hoher Verantwortung im Beruf. Dementsprechend ist der Arbeitgeber/ die Arbeitgeberin (und häufig Auftraggeber für das Coaching) besonders an der Weiterentwicklung, aber auch an der Zufriedenheit und langfristigen Zusammenarbeit mit dem Arbeitnehmer/ der Arbeitnehmerin interessiert. Ein Coaching kann u.a. dabei helfen die berufliche Selbstverwirklichung zu fördern. Weiterhin können andere persönliche Anliegen, wie z.B. Stressabbau oder Karriereplanung, individuelle oder kollektive Krisen sowie individuelle und kollektive Verbesserungen, z.B. Ausbau der Bewältigungsmuster und Etablierung von Qualitätsmanagement, Anlässe für ein Coaching darstellen.

Die Entscheidung für Coaching muss nicht zwingend vom Arbeitgeber/ von der Arbeitgeberin kommen. Im Gegenteil: Intrinsische Motivation ist einer der wichtigsten Treiber im Coaching-Prozess. Nur wenn der Klient/ die Klientin sich eines Problems bewusst ist, können Lösungswege erschlossen und umgesetzt werden.

4. Was kostet ein Coaching?

Noch einmal: Leider kann sich bis zum heutigen Tag jeder und jede als Coach bezeichnen und dementsprechend Dienstleistungen unter diesem Titel anbieten. Demnach variieren nicht nur die Inhalte und Honorare, es gibt auch große Qualitätsunterschiede. Zusatzqualifikationen, relevante Berufserfahrung und Referenzen geben erste Hinweise auf die Qualifikationen des Coaches. Stellen Sie ihrem potentiellen Coach Fragen zu seinem/ ihrem Vorgehen, Methoden und ggfs. zugrundeliegenden Schulen für seine/ ihre Praxis. In der Regel (!) umfasst ein Coaching fünf bis sechs Termine à ein bis zwei Stunden im Abstand von zwei bis vier Wochen. Bei starken Abweichungen von dieser Faustregel sollte zumindest nachgehakt werden, weshalb mehr/ weniger Zeit bzw. kürzere/ längere Abstände angestrebt werden. Wenn der Coach keine plausible Erklärung für sein Vorgehen hat, ist Skepsis angebracht. Seriöse AnbieterInnen in Deutschland verlangen im Durchschnitt einen Stundensatz von 150-200 € zzgl. MwSt. Es sind aber auch Sätze über 500 € je nach Expertise, Branche und Vereinbarungsdetails nicht unüblich. Berücksichtigt werden muss, dass die Kosten auch Vor- und Nachbereitungszeit sowie Anfahrt- und Materialkosten beinhalten können. Auch hier gilt: Ein seriöser Anbieter/ eine seriöse Anbieterin wird Ihnen die Kostenzusammensetzung gern transparent offen legen.

5. Gibt es Themen, die ich im Coaching lieber nicht ansprechen sollte?

In erster Linie kann und sollte mit dem Coach alles besprochen werden, was zur Problemanalyse und Zielerreichung von Bedeutung sein könnte. Dazu gehören häufig auch private Themen wie z.B. Familie, Beziehungen, Krankheiten und persönliche Probleme. Ein guter Coach klärt vorab mögliche Tabu-Themen mit seinem Klienten/ seiner Klientin ab und respektiert die gesetzten Grenzen. Da der Klient/ die Klientin die Inhalte eines Coachings in der Regel selbst bestimmt und leitet, behält er/ sie stets die Kontrolle über die Themenwahl. Außerdem dürfen die Details und Inhalte des Coachings nicht ohne weiteres an den Auftraggeber/ die Auftraggeberin bzw. dem Chef/ die Chefin weitergegeben werden. Dennoch sollte sich der Klient/ die Klientin darüber bewusst sein, dass ein Coach keine Alternative zu einem Psychiater/ einer Psychiaterin oder zu einem Psychotherapeuten/ einer Psychotherapeutin darstellt. Es ist daher umgekehrt genauso wichtig, dass der Coach psychopathologische Muster erkennt und seinen Klienten/ seine Klientin ggfs. an einen geeigneten Ansprechpartner/ eine geeignete Ansprechpartnerin weiterleitet.

6. Was, wenn mir mein Coach nicht sympathisch ist?

Die Basis eines jeden Coaching-Prozesses ist Vertrauen. Vertrauen, dass sich Umstände und Menschen ändern können. Vertrauen, dass der Klient/ die Klientin seine/ ihre Lösung in sich selbst trägt. Vertrauen in die Fähigkeiten des Coaches. Und Vertrauen zwischen KlientIn und Coach. Ein guter Coach stellt vor allem in den ersten Sitzungen, aber auch in jeder weiteren, sicher, dass Vertrauen entstehen und aufrecht gehalten werden kann. Dazu gehört der Aufbau einer vertrauensvollen Atmosphäre. Ein guter Coach bietet dem Klienten/ der Klienten vorab viele Informationen sowie stets die Möglichkeit Fragen zu stellen. Das „Was“, „Wie“ und „Warum“ seiner Vorgehensweise zu erläutern, stärkt das sogenannte informationale Gerechtigkeitsempfinden des Klienten/ der Klientin. Weiterhin gehört die Perspektivenübernahme zu einer wichtigen Faktoren des Vertrauens. Sie sollte die bedingungslose Akzeptanz und Empathie des Coaches implizieren. Auch die Authentizität und Kongruenz im Rahmen der Integrität des Coaches spielt eine wesentliche Rolle für den Coaching-Erfolg. Sollten eine oder mehrere genannte Faktoren im Coaching-Prozess fehlen, kann dies den Aufbau oder Erhalt des Vertrauens stören. Von Seiten der Klient/ die Klientin gilt es ebenfalls dem Coaching-Prozess möglichst offen und motiviert gegenüberzustehen, um dem Coach einen realistischen Einblick hinsichtlich der zu bearbeiteten Herausforderungen zu geben. Prinzipiell sollten die Missstände von beiden Seiten offen thematisiert werden, um mögliche Ursachen und Lösungen zu finden, die ein Fortsetzen des Coachings sinnvoll machen. Wenn trotz Reflexion und Thematisierung der empfundenen Antipathie keine Lösung gefunden werden kann und der Erfolg des Coachings in Gefahr ist, sollte das Fortsetzen des Coachings auf Hinblick der Zielerreichung hinterfragt und das Coaching ggfs. abgebrochen werden.

7. Wieso sollte sich der Coach, als unternehmensexterne Person, besser mit meinen Anforderungen und Herausforderungen auskennen als ich?

Coaching wird u.a. als interaktiver und personenzentrierter Begleitungsprozess sowie als Hilfe zur Selbsthilfe definiert. Diese Definitionen deuten bereits an, dass der Coach kein allwissender Guru mit Gebrauchsanweisung für ein besseres/ erfolgreicheres Leben ist, sondern ein Wegbegleiter. Der Klient/ die Klientin nimmt mit seinem/ ihrem Wissen und Erfahrungen die Position des Experten/ der Expertin in der KlientIn-Coach-Interaktion ein. Der Klient/ die Klientin trägt die für ihn/ sie passende Lösung bereits in sich, wobei der Coach die Reise auf der Suche nach Erkenntnis nur begleitet. Der Coach hingegen verfügt über einen methodischen Werkzeugkoffer und unterstützt den Klienten/ die Klientin dabei durch Nachfragen, Gedankenexperimente, Metakommunikation, Übungen, etc. die Antwort auf seine/ ihre Fragen zu finden.